Botschaft von der Gebietsführerschaft   

Die beiden wichtigsten Gebote

Elder Emanuel Petrignani, Italien, Gebietssiebziger, Gebiet Europa Mitte
Elder Emanuel Petrignani, Italien Gebietssiebziger, Gebiet Europa Mitte

Denn dem, der empfängt, werde ich mehr geben

Als ich vor vielen Jahren eine Vollzeitmission in Frankreich erfüllte, lud eine nette gläubige Christin meinen Mitarbeiter und mich zu sich nach Hause ein. Im Laufe einer recht angenehmen Unterhaltung äußerte sie ihre Sorgen über den nachlassenden Glauben in der Gesellschaft. Ihrer Meinung nach trugen einige religiöse Begriffe wie etwa „Umkehr“ oder „Gehorsam“ zu diesem Niedergang bei. „Diese Wörter machen den Leuten Angst“, behauptete sie, „und treiben sie von der Religion fort.“

Ich habe seither oft darüber nachgedacht, welche Wörter wir benutzen, wenn wir über das Evangelium sprechen. Es stimmt schon, dass die Gesellschaft im Allgemeinen so manchen Begriff, der mit dem Evangelium zu tun hat, negativ betrachtet, aber genauso richtig ist, dass Wörter eine tiefgründige Bedeutung und Aussagekraft haben können. Beim Studium der heiligen Schriften wird offenbar, dass der Herr seine Worte bewusst wählt. Wenn wir uns die Zeit nehmen, ihre Bedeutung zu erfassen, verstehen wir seine Botschaft und seine Absichten nach und nach immer tiefgehender.

Beim Gehorsam geht es um Vertrauen und Liebe

Eines der Wörter, die eine tiefe Bedeutung und eine hohe Aussagekraft haben, ist „Gehorsam“. Das Gesetz des Gehorsams wurde Adam und Eva gegeben, nachdem sie gefallen waren. Dieses Gesetz war der erste Schritt hin zur erlösenden Macht des Erretters. Im Gegensatz zu den Ansichten der Welt geht es beim Gehorsam nicht um Einschränkungen, sondern vielmehr darum, dass man lernt, auf Gott und seinen Rat zu vertrauen: „Gesegnet sind diejenigen, die auf meine Weisungen hören und meinem Rat ihr Ohr leihen, denn sie werden Weisheit lernen; denn dem, der empfängt, werde ich mehr geben.“1 Wenn wir lernen, auf den Herrn zu vertrauen, entwickeln wir allmählich eine persönliche Beziehung zu ihm und wir erleben die wunderbare Wirkung seiner Segnungen. Vertrauen auf ihn bringt Liebe hervor, und die Liebe nährt dann weiteres Vertrauen. Wenn wir seiner Stimme gehorchen, wird unsere Liebe tiefer und unsere Beziehung zu ihm fest und voller Freude.

Eine Herzenswandlung

Ich finde es aufschlussreich, dass der Erretter, bevor er die Pharisäer über die beiden wichtigsten und obersten Gebote aufklärte – nämlich Gott und unseren Nächsten zu lieben2 –, das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl erzählte, das mit den Worten schließt: „Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.“3 In neuzeitlicher Offenbarung erläutert der Herr diese Aussage noch etwas weiter. Er sagt: „Und warum werden sie nicht erwählt? Weil sie ihr Herz so sehr auf die Dinge dieser Welt gesetzt haben und nach den Ehren der Menschen streben.“4 Wenn wir dem Herrn gehorchen und lernen, ihm zu vertrauen und ihn zu lieben, wandelt sich nach und nach unser Herz, und der Schwerpunkt unserer Wünsche verlagert sich auf unsere Bündnisbeziehung mit ihm. Und während wir dann Gehorsam lernen, lernen wir auch, das Gute – das, worauf es wirklich ankommt – zu schätzen und wichtig zu nehmen.

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Weniger egoistisch werden

Wenn sich der Schwerpunkt unseres Interesses ändert, nimmt auch unser natürlicher Hang zum Egoismus immer mehr ab. Das Gesetz des Gehorsams zielt seit jeher nicht darauf ab, Marionetten zu erschaffen, sondern vielmehr Jünger und Jüngerinnen hervorzubringen, die von sich aus Vertrauen haben und sich dafür entscheiden, den Herrn und ihre Mitmenschen zu lieben. Unser Vater im Himmel ist vollkommen, weil sein Herz sich gewandelt hat. Gott ist Gott, weil er sich stets für das Gute entscheidet – in seinem Herzen regen sich keine bösen Wünsche mehr; er entscheidet sich stets dafür, uns zu lieben und das zu tun, was gut für uns ist.5 Um es mit den Worten von Elder Jeffrey R. Holland zu sagen: „Das wichtigste und oberste Gebot in aller Ewigkeit besteht darin, dass wir Gott mit unserem ganzen Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft lieben. Das ist das wichtigste und oberste Gebot. Doch die wichtigste und oberste Wahrheit in alle Ewigkeit besteht darin, dass Gott uns mit seinem ganzen Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt. Diese Liebe ist der Grundstein der Ewigkeit, und sie sollte der Grundstein unseres täglichen Lebens sein.“6

Mögen wir die Kraft finden, auf den Herrn zu vertrauen und ihn zu lieben, indem wir seiner Stimme gehorchen. Dann nämlich wird unser Herz sich wandeln und wir werden die tiefe Freude empfinden, die eine persönliche Beziehung mit ihm hervorbringt.

Anmerkungen

  1. 2 Nephi 28:30
  2. Siehe Matthäus 2:36-40; Lukas 10:25-37
  3. Matthäus 22:14
  4. Lehre und Bündnisse 121:3,35
  5. Siehe 2 Nephi 26:24
  6. Elder Jeffrey R. Holland, „Morgen wird der Herr mitten unter euch Wunder tun“, Frühjahrs-Generalkonferenz 201